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Tabakkonsum

Zusammenfassung

Nach den Fatwas aller zeitgenössischen Gelehrten aller Fiqh-Schulen ist Tabak eine Droge und das Rauchen in jeglicher Form (Zigarette, Zigarre, Pfeife, Wasserpfeife usw.) eindeutig haram.

Das heutige Problem in der islamischen Welt ist nicht die Einstufung des Tabaks in die Haram-Kategorie, sondern die Aufklärung der Muslime über die Existenz dieses islamisch begründeten Rauchverbotes.

Tabakkonsum

Bewiesenermaßen ist Nikotin eine Droge und ein starkes Nervengift. Es ist giftiger als Arsen oder Zyankali und gehört zu den Substanzen mit dem höchsten Suchtpotential, auch gemessen an den illegalen Drogen wie z. B. Kokain. Um ein Umdenken bei den Muslimen im Umgang mit dieser Droge zu bewirken, bedarf es gezielter Anti-Rauch-Kampagnen, und positiver Vorbilder. Die Bewusstseins- und Verhaltensänderung muss bei den Wortführern und Meinungsmachern in den islamischen Institutionen beginnen, denn ein tabaksüchtiger Hodscha ist kein glaubwürdiger Mitstreiter im Kampf gegen dieses Gift. Hier besteht die Schwierigkeit, dass viele Tabaksüchtige dazu tendieren, alle Erkenntnisse über die Schädlichkeit dieser Droge und alle neuen Fatwas über deren Haram-Einstufung zu ignorieren und sich weiterhin auf die wenigen veralteten Pro-Fatwas berufen, um ihre Sucht zu kaschieren. Sie vergessen dabei, dass es bereits zur Zeit der Einführung des Tabaks (im 17. Jhd.) aufgrund der damals verbreiteten Erkenntnisse über diese Pflanze unterschiedliche Meinungen und entsprechend differierende Fatwas gab:

·  Eine Gruppe von Gelehrten aus allen Fiqh-Schulen erklärte das Tabakrauchen für haram. Dazu gehörten bekannte Gelehrte jener Zeit: Der hanafiitische Azhar-Gelehrte Hasan Bnu-‘ammar Asch-scharnablaaliحسن بن عمار بن علي الشرنبلالي(994/1586-1069/1659), der maalikiitische Gelehrte Ibraahiim Al-laqaani إبراهيم اللقاني (gest. 1041/1631), der sogar ein Buch gegen das Rauchen verfasste “nasiihatul-ichwaan bidschtinaabi schurbid-duch-chaan نصيحة الأخوان باجتناب شرب الدخان“, der schaafi’iitische Gelehrte Schihabud-diin Al-qalyuubi شهاب الدين القليوبى (gest. 1069/1659) und die Hanbaliten aus Nadschd in Saudi Arabien. Als Argumente für das Verbot führten sie die Verschwendung, den üblen Geruch, die betäubende Wirkung und die Schwächung des Körpers an.

· Eine andere Gruppe stufte es als makruuh ein, d. h. als eine Soll-Nicht-Handlung, weil sie keine eindeutigen Verbotsmerkmale fanden, obwohl auch sie den üblen Geruch und die Verschwendung verurteilten. 

· Eine weitere Gruppe erklärte es für mubaah, d. h. für eine Kann-Handlung. Sie argumentierten mit dem Grundsatz, dass grundsätzlich alles erlaubt ist, was nicht ausdrücklich verboten wurde, sowie mit der Regel, dass die Einstufung als haram bzw. makruuh eines Scharii’ah-Belegs bedarf, und mit ihrer Erfahrung, dass Tabak nicht betäubend sei.

Diese alten Fatwas zeigen unmissverständlich, dass das Rauchen auch zur Zeit seiner Einführung heftig umstritten war und die Gelehrten bereits damals divergierende Standpunkte vertraten und sogar dessen Haram-Einstufung für gerechtfertigt hielten. Bemerkenswert ist, dass die ersten Fatwas, die ein Rauchverbot aussprechen, sogar ohne die modernen Erkenntnisse über die gravierenden gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Schäden dieser Droge entstanden.

Alle zeitgenössischen Gelehrten, die ihre Fatwas gegen das Rauchen durch eigenen Idschtihaad (Selbsturteilsfindung) unter Berücksichtigung der modernen wissenschaftlichen Erkenntnisse ausformulieren und nicht die alten Pro-Fatwas urteilslos nachplappern, kommen zu dem Schluss, dass Rauchen haram ist. Sie alle fordern die Muslime dazu auf, Tabak genauso zu meiden wie Alkohol und rufen zum aktiven Kampf gegen diese Droge auf. Wie gravierend die Haram-Einstufung des Tabaks ist, erkennt man auch daran, dass diese Fatwas keine Ausnahmen zulassen und alle Arten des Rauchens verbieten und selbst die Vermietung von Räumen zur Eröffnung von Wasserpfeifen-Lokalen für haram erklären.

Die wichtigsten Argumente für das Rauchverbot sind wie folgt:

· Rauchen schadet der Gesundheit des aktiven und passiven Rauchers in unverantwortlicher Weise. Rauchen ist bewiesenermaßen die Ursache für viele tödliche Krankheiten. Dies steht im Widerspruch zu dem islamischen Gebot zur Wahrung des Lebens und der Gesundheit.

“Auch begeht keinen Selbstmord! Gewiss, Allah bleibt immer euch gegenüber allgnädig.” 

Der Gesandte (sallal-laahu ‘alaihi wa sallam) sagte:

(Füge) keinen Schaden zu, weder dir selbst noch anderen. (AH, I)

· Rauchen ist eine sinnlose islam-widrige Verschwendung. Hierunter fallen nicht nur das Geld zum Kauf von Tabakprodukten, sondern auch die enormen volkswirtschaftlichen Schäden, z.B. Fehlzeiten am Arbeitsplatz und Behandlungskosten wegen tabak-bedingter Krankheiten, durch Zigaretten verursachte Brände, Zweckentfremdung riesiger landwirtschaftlicher Flächen für den Tabakanbau, welche den Hungernden für den Anbau von Grundnahrungsmitteln verloren gehen.

“Die Verschwender sind sicher die Gleichartigen der Satane, und der Satan ist seinem Herrn gegenüber ein Extremleugner!” 

· Tabak gehört zu den Chabaaith (schlechten und bösen Dingen), die der Islam verbietet. Chabaaith sind alle Dinge, denen gegenüber starke Abneigung und Ekel empfunden wird.

“Es sind diejenigen, die dem Gesandten, dem lese- und schreibunkundigen Propheten folgen, über den sie bei sich in der Thora und im Evangelium geschrieben finden. Er ruft sie zum Gebilligten auf, rät ihnen vom Missbilligten ab, erklärt ihnen die guten Dinge für erlaubt und die schlechten Dinge für verboten und erleichtert ihnen ihre schweren Gebote und die Einschränkungen, die ihnen auferlegt waren.”

· Tabak macht abhängig. Während nur ca. 15% der Alkoholkonsument-en süchtig werden, liegt bei Rauchern die Zahl der Süchtigen bei 85%. Die Tabaksucht zieht wie alle Abhängigkeiten neben Gesundheitsschäden, auch enorme gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme, sowie Persönlichkeitsveränderungen mit sich.

· Tabak verhindert eine adäquate Durchführung von rituellen Handlungen wie rituelles Fasten und Pilgerfahrten, da man sich aufgrund der Sucht nicht im gebührenden Maße konzentrieren kann.

· Rauchen untergräbt die Autorität der Vorbilder. Rauchende Eltern, Imame und Erzieher geben den Kindern und Jugendlichen ein extrem schlechtes Beispiel. Bezugspersonen, die das Gute vermitteln sollen, aber dieser Sucht verfallen sind und öffentlich praktizieren, sind nicht nur unglaubwürdig, sondern eine ernsthafte Gefahr für die Kinder.

“Ihr, die den Iimaan verinnerlicht habt! Weshalb sagt ihr, was ihr nicht tut?(!) (3) Es ist äußerst widerlich vor Allah, dass ihr sagt, was ihr nicht tut.”

Quelle: Islamologisches Institut - Tabakkonsum